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Nach dem Ende des Personenverkehrs


Das endgültige Ende der Bahnlinie
Ein Mini-Bagger auf Schienen reißt am Dienstag (02.11.2004) die Schienen und Schwellen bei Waltersdorf heraus, beseitigt die letzten Spuren der stillgelegten Nebenbahnlinie und begräbt damit auch die letzte Hoffnung auf eine mögliche Reaktivierung der Strecke.
In diesen Tagen werden die letzten Gleise zwischen Hengersberg und Eging herausgerissen. Nach 90 Jahren gehört die Nebenbahn der Geschichte an. Kaum jemanden interessiert es. Mit Wehmut sehen Eisenbahnfreunde die Demontage. Der Modell-Eisenbahn-Verein (MEV) Deggendorf und die Kunst- und Museumsfreunde Hengersberg würdigen die Bahn am 05.11.2004 um 19 Uhr in einer "Nachruf-Veranstaltung".
Blick auf das Bahnhofsgebäude in Hengersberg. - Highslide JS
Blick auf das Bahnhofsgebäude in Hengersberg.


Architektur
Auf den ersten Blick stellte sich der Streckenverlauf eher unauffällig dar. Aufwändige Kunstbauten, wie Viadukte und Tunnels fehlten. Vielfältig gestalteten sich jedoch die Bahnstationen. Die Architektur der Bahnhöfe Hengersberg, Außernzell und Eging hatte Seltenheitswert. Nirgends sonst findet man Bahnhofsgebäude mit Mansarddächern.

Güterverkehr rettet den letzten Abschnitt
Der Streckenabschnitt zwischen Hengersberg und Deggendorf entging dem Abriss, da er für die Holztransporte des ansässigen Sägewerks von erheblicher Bedeutung ist. Seit September 2007 ist der Abschnitt Hengersberg - Deggendorf Hafen im Besitz der DHB Grundstücks GmbH + Co. KG, welche der Sägewerk Schwaiger GmbH & Co. KG gehört.
In etwa 3000 Großwaggons pro Jahr wird Rundholz zum Sägewerk geliefert und Schnittholz von dort abtransportiert. Das Holz wird von Hengersberg per Bahn zu den großen Seehäfen wie Bremerhaven und Rotterdam transportiert. Von dort wird es dann in die USA, nach England, Schottland und zum Teil auch in den Nahen Osten verschifft. Der Transport per Bahn spart mehr als 9000 Lkw-Fahrten jährlich.
Für das Sägewerk ist die Bahnanbindung enorm wichtig. Die DB Netz hätte die ehemals stark renovierungsbedürftige Strecke stillgelegt, darum bemühte sich Josef Schwaiger um die Linie. Trotz der großspurig angekündigten Verkehrswende, in der die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Bahn eine große Rolle spielt, zieht sich die DB Netz aus der Fläche zurück.
Es war nicht einfach, die Bahnlinie für den Hengersberger Betrieb zu sichern. Über vier Jahre verhandelte Josef Schwaiger, unterstützt durch den Bundestagsabgeordneten Barthl Kalb, mit der Bahn.
Doch auch nach der Übernahme muss das Sägewerk für die Linie einiges leisten. Die Strecke wurde komplett saniert. Zwei Werksschlosser mussten sich zum Eisenbahnbetriebsleiter ausbilden lassen und eine Prüfung ablegen. Die Linie muss regelmäßig überprüft und gewartet werden, auch durch Experten von außen. Auch für die Brückenbauwerke ist nun die Firma zuständig.