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Feste & Rituale

Um Kumari zu werden, muss das Mädchen die bereits genannten Merkmale erfüllen. In vielen Quellen ist zu lesen, dass das ausgewählte Mädchen in einen Tempel gebracht, und dort mehreren harten Prüfungen unterzogen wird. Nach meinen Recherchen wird dies aber mit Ritualen verwechselt, die nichts mit Prüfungen zu tun haben. Vielmehr handelt es sich um religiöse Rituale, die jährlich wiederholt werden. Über Prüfungen, falls es überhaupt welche gibt, konnte ich nichts herausfinden. Auch Rashmila Shakya schreibt in ihrem Buch, dass es Prüfungen, von denen oft berichtet wird, nicht gibt.



Feste, an denen die Kumari u. a. teilnimmt bzw. mitwirkt:


Seto Machhendranath Snan
(Wagenfest zu Ehren des Weißen Machhendranath von Kathmandu)

Der Tempel von Seto Machhendranath ist zu diesem Fest Schauplatz eines einzigartigen Baderituals. Die heilige Waschung, der Höhepunkt der Feiern, findet am Abend des ersten Tages statt. Das Götterbildnis wird von den Priestern während tantrischen Ritualen entkleidet und mit Wasser übergossen.
Die Kumari, die in einer Sänfte zum Tempel getragen wurde, wohnt dieser Zeremonie bei.
In den nächsten Tagen wird Machhendranath in weiteren Waschungen noch mit Milch, Öl und heißem Wasser gereinigt, bevor er dann neu bemalt und wieder in neue Kleider gehüllt wird.


Ghode Jatra
(Fest der Pferde / Pferderennen von Kathmandu)

Auf dem Tundikhel-Platz findet eine große Pferdeparade und ein Pferderennen statt. Dabei wird der Sieg über den Dämon Tundi gefeiert, der im Untergrund des Platzes hausen soll. Tundi fürchtet sich vor dem Geräusch galoppierender Pferde und soll durch das Pferderennen immer wieder in sein Verlies vertrieben werden.
In einer Sänfte getragen und von einem Pferd begleitet wird die Kumari zum Tundikhel-Platz gebracht und nimmt als Zuschauerin am Pferderennen teil.


Indra Jatra - Kumari Jatra
(Großes Wagenfest zu Ehren des Gottes Indra und der lebenden Göttin Kumari von Kathmandu)

Bei diesem Fest wird die Kumari, auf einem geschmückten Wagen sitzend, von jungen Burschen durch die Altstadt von Kathmandu gezogen. Auf dem Weg tanzen vor dem Wagen der Kumari maskierte Männer und machen ohrenbetäubenden Lärm. Diese Männer stellen Dämonen dar, deren Ziel es ist, den Wagen der Kumari aufzuhalten. Fünf Priester repräsentieren die Pancha Buddhas, sind zwischen den Kumari-Wagen und den Dämonen eingereiht und haben die Aufgabe die Dämonen daran zu hindern, ihr Ziel zu erreichen. In diesem Zusammenhang findet man im Web die Behaupten, dass es sich bei den "Maskentänzen" um eine weitere Prüfung der Kumari handelt. Dies ist aber keineswegs eine Eignungsprüfung der Kumari, sondern einfach nur ein Bestandteil des Indra-Jatra-Festes.


Dashain - Durga Puja - Kala Ratri
(Großes Ernte- und Opferfest zu Ehren der Göttin Durga)

Mit 10 Tagen ist das Fest das längste und größte Fest in Nepal. Während dieser Zeit herrscht Ausnahmezustand, die Arbeit ruht, Büros und Geschäfte sind im ganzen Land geschlossen. Eine Reihe von Kulthandlungen, Ritualen und Opferzeremonien findet im ganzen Land statt.
Die Häuser werden in Erwartung der Göttin frisch gestrichen und mit einer Mischung aus Kuhdung und roter Erde dekoriert. In den Häusern werden Pujas vor dem "Kalash", einem Tontopf gefüllt mit Sand, heiligem Wasser und bedeckt mit Kuhdung, einem Symbol der Göttin, gefeiert.
Am Stadtrand finden Opferzeremonien und Büßerrituale mit ekstatischen rituellen Maskentänzen statt. Vor den vor den archaisch anmutenden Opferritualen sei gewarnt. Diese können westliche Besucher überfordern.
Am Vormittag werden 54 Büffel und 54 Ziegenböcke rituell durch je einen einzigen Schwerthieb geschlachtet. In vielen Quellen im Web wird behauptet, dass die Schlachtung unter Anwesenheit der Kumari durchgeführt wird und sie dann eine Nacht bei absoluter Dunkelheit im Blut der Tiere sitzend verbringen müsse. Auch hier liegt ein Irrtum vor. Die Kumari beobachtet die Schlachtung hinter einem Fenster vom "Kumari Bahal" aus. Am Abend läuft sie dann im Taleju-Tempel an den dort aufgereihten Köpfen der Tiere vorbei.




Bei allen öffentlichen Festen wird die Kumari vom Volk verehrt und genau beobachtet, da ihr Verhalten ein Omen für die Zukunft sein soll.


Rituale:

Nach der Auswahl eines geeigneten Mädchens folgen verschiedene Einführungsrituale, von denen die meisten aber geheim bleiben müssen, da sonst die tantrische Magie ihre Wirkung verlieren würde. Magische Zeremonien sollen das Mädchen darauf vorbereiten, von der Göttin beseelt zu werden.
Das Kind wird vom Oberpriester gewaschen, um es von seinen bisherigen Erfahrungen zu reinigen. Um den Körper des Kindes in einen göttlichen Körper zu verwandeln, berührt der Priester sechs Körperstellen des Mädchens, die so genannten "Anga", mit einem Büschel aus "Eragrotis cynasuroides kusa". Die sechs Körperstellen sind Augen, Hals, Brust, Nabel, Vulva und Vagina.

Nach den Ritualen zieht die neue Kumari, ausgestattet mit dem Schwert der Taleju, in den Palast (Kumari Bahal) ein und residiert dort bis zum Beginn ihrer ersten Menstruation. Ab diesem Zeitpunkt ist sie wieder ein fast normaler Mensch.

Dies klingt für uns sicher fremdartig, gehört aber für die Menschen in Nepal zu ihrer Jahrhunderte alten Tradition. Für die Familie ist es eine große Ehre, wenn ihre Tochter zur Kumari ernannt wird.